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Aktuelle Andachtseite

Thiede
Sankt Georg Kirche zu Thiede, Altarkreuz

Andacht Juli 2025

Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen laßt eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden, so fordert uns der Monatsspruch aus dem Philipperbrief auf. (Philipper 4,6) Sommer, Sonne, Sorgenfrei. Das warte nun auf viele von uns. Es dauert nicht mehr lange und dann geht es ab in den Urlaub. Zeit für mich und die Familie, Zeit zum Entspannen.
Nun kann ich endlich auf andere Gedanken kommen und die Sorgen hinter mir lassen.
Da kommt Freude auf, und das Herz wird ganz ruhig und leicht. Wir bekommen Lust, etwas zu unternehmen, neue Orte kennenzulernen und andere Menschen. Da kommt bei vielen Menschen Freude auf.
Dann höre ich die Nachrichten im Radio. Schnell stürzt die gute Stimmung in sich zusammen. Da sind sie wieder, die Sorgen. Kriege in der Welt, die kein Ende finden wollen. Politische Diskussionen, denen ich nur schwer folgen kann. Das alles macht mir Angst. Da ist mein Unternehmungsgeist dahin. Sorgen drücken mich nieder. Es sind so viele. Nicht nur draußen in der Welt, auch in meinem näheren Umfeld. Werden meine Eltern mit der Pflegesituation zurechtkommen? Was machen die Kinder gerade? Stellen sie auch nichts an? Sind sie sicher unterwegs? Und ich? Werde ich meinen Arbeitsplatz behalten? Werde ich gesund bleiben? Werde ich noch alles bezahlen können?
In meinem Kopf und in meinem Herzen ist kein Platz und keine Kraft mehr für positive und hoffnungsvolle Gedanken. Sorgen und Angst geben den Ton an. Ich habe ständig Angst um irgend etwas. Tritt das eine in den Hintergrund, dann drängelt sich etwas anderes nach vorn. Die Sorgen geben sich die Klinke in die Hand. Ausgeliefert und hilflos, so fühlt es sich an. Ich kann nichts dagegen tun.
Wirklich nicht? Ich betrachte meine Situation mal von außen. Was würde ich einer Freundin oder einem Freund sagen? Hey, ich verstehe deine Sorgen. Aber du wirst damit nichts ändern. Die Angst kann noch so groß sein, und doch kannst du den Ausgang nicht beeinflussen. Du kannst erst einmal Ruhe bewahren und abwarten. Wenn du weißt, wie es weitergeht, kannst du immer noch Angst zulassen oder der Freude Raum geben. In der Zwischenzeit kannst du die gewonnene Kraft anderweitig nutzen. Schön, wenn es so einfach funktionieren würde. Doch mein Gefühl ist viel schneller als meine Gedanken. Sorge und Angst sind schon da, lange bevor mein Kopf eingeschaltet ist und etwas dagegen sagen kann. Ich will mich nicht der Angst ausliefern. Sicher ist Sorge und Angst auch berechtigt. Aber wenn sie mich lähmt und handlungsunfähig macht, dann will ich das nicht hinnehmen. Mach dir keine Sorgen, es wird schon alles gut werden. Das kann ich als Vertröstung hören, oder es erinnert mich an das Wort des Paulus im Philipperbrief, Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen laßt eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden.
In einer moderneren Übersetzung wird das so ausgedrückt:
Macht euch keine Sorgen. Im Gegenteil: wendet euch in jeder Lage an Gott.
Tragt ihm eure Anliegen vor in Gebeten und Fürbitten und voller Dankbarkeit.
Das ist ein Trost mit Handlungsanweisung. Ich kann etwas tun, um besser mit meinen Ängsten und Sorgen fertig zu werden. Etwas tun zu können, holt mich aus meiner Erstarrung und setzt Energie frei. Ich wende mich mit all meinen Sorgen und Ängsten an Gott. Es ist unglaublich entlastend, diese Gedanken zu teilen. Sie zu formulieren. Ich erzähle sie Gott. Ich bete für die, um die ich mich sorge. Ich danke Gott, daß ich alles, was mich bewegt und belastet, bei ihm abladen kann. Die Last wird leichter, ich trage sie nicht allein. Ich atme tief durch. Ein Sonnenstrahl trifft mein Gesicht. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen. Wie schön es doch ist. Ich verabscheue den Sommer und ich genieße die Wärme auf meiner Haut auch nicht.
Aber ich freue mich auf einen Sommer mit Gott.

Diese Andacht ist konsequenterweise in alter Rechtschreibung verfaßt.

Sankt Georg Kirche zu Thiede, Altarkreuz

Andacht August 2025

Der Monatsspruch im August 2025 aus der Apostelgeschichte berichtet uns:
Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge bei Klein und Groß. (Apostelgeschichte 26,22a)
In der die Übersetzung der Bibel in gerechter Sprache, heißt dieser Vers so: Weil ich nun bis zum heutigen Tag bei Gott Hilfe fand, stehe ich für Klein und Groß als Zeuge da und sage nichts außer dem, was in den prophetischen Büchern und bei Mose geredet worden ist, daß es geschehen werde. Das ist ein Satz aus der Verteidigungsrede, die Paulus vor dem König Agrippa hielt. Schließlich wurde er nach Rom überführt, damit der Kaiser selbst über sein Schicksal entscheiden sollte. Eine Rede um Kopf und Kragen also, von überlebenswichtiger Bedeutung. Vergleichbare Situationen kennen wir heute wohl kaum. Wir sind verwöhnt von Freiheit, verwöhnt zumeist mit gutem Auskommen. Darum hat auch der Ausdruck „stehe ich als Zeuge da“ kaum noch dieselbe Gewalt wie damals zu Paulus’ Zeiten. Vielleicht noch bei Luther vor dem Reichstag in Worms, von dem ja auch der Ausspruch „Hier stehe ich und kann nicht anders“ überliefert ist.
„Für Groß und Klein“, das klingt eher nach fröhlich lustigem Familiengottesdienst bei Sonnenschein und Vogelgezwitscher.
Steckt kaum noch Relevanz für unseren Alltag in diesem Satz aus der Apostelgeschichte? Der Eindruck ändert sich mit einer geringfügig anderen Übersetzung. In der Neuen Genfer Übersetzung heißt es, Paulus ist „Zeuge vor den Menschen, den einfachen ebenso wie den hoch gestellten“. Da bekommt der Satz Brisanz. Zeuge sein vor allen Menschen, Mann wie Frau, Chefin wie Angestellter, Zugereister oder Einheimischer, das bedeutet nichts anderes, als in jeder Lebenssituation das eigene Christsein zu bezeugen. Paulus hat das in seinen Briefen, auf seinen Reisen, bei Freundinnen und Freunden und vor Gericht getan. Und das ist zutiefst lebensrelevant für uns heute. Wir erleben gerade aufgeregte, aufregende und erschreckende Zeiten.
Denn hierzulande, wie in vielen anderen Staaten auch, stehen nichts weniger als unsere Demokratie und der Frieden auf dem Spiel!. Reiche Oligarchen maßen sich mehr oder minder unverblümt an, die Entscheidungsgewalt an sich zu reißen oder zu zementieren. Einer, der eine ähnliche, furchtbar endende Situation erlebt hat, war Pastor Martin Niemöller.  In einer Radioreportage von 1985 wird berichtet, wie er von einem Besuch des Konzentrationslagers Dachau, in dem er selbst interniert war, erzählt. Und das tut er mitreißend. Zwei Zahlen einer Gedenktafel in Dachau haben ihn tief beeindruckt. Die Zahl der knapp 250000 in Dachau Ermordeten und die Jahreszahlen 1933–1945. Pastor Niemöller war 1937 von den Nazis verhaftet worden und erkennt nun an den Jahreszahlen 1933–1945, daß sein Alibi damit zunichte gemacht ist. 1933 bis 1937 war er ein freier Mann, sagt er, doch er hat geschwiegen zu der Vernichtung demokratischer Strukturen, zur Deportation von Mitmenschen und Nachbarn. Er formuliert den klaren Satz „Ich habe mich meiner Freiheit begeben, weil ich mich meiner Verantwortung begeben habe.“ Er war nicht mehr „Zeuge vor den Menschen, den einfachen ebenso wie den hoch gestellten“ gewesen. So klagt er sich an. Und genau da liegt die Bedeutung des Satzes der Monatslosung!
Habe ich meine Verantwortung wirklich immer wahrgenommen, die Verantwortung, zu sagen, daß das so nicht geht, zu sagen, Verantwortung zu tragen oder aber die Freiheit aufzugeben? Zu bezeugen, daß Gott in unserer Welt ist, und zu sagen: Was ihr für einen meiner Brüder oder eine meiner Schwestern getan habt, und wenn sie noch so unbedeutend sind, „das habt ihr für mich getan“ (Matthäus 25,40). Darin liegt die Verantwortung als Christin und Christ und als Mensch! Genau das bedeutet es, Gott in dieser Welt zu ehren und zu bezeugen, nichts anderes! Noch haben wir die Chance, etwas zu sagen, vor Groß und Klein, das meint Paulus, der „bis zum heutigen Tag“ bei Gott Hilfe fand. Das zu tun, ist die Verantwortung, die Niemöller meinte.In diesem Sinn wünsche ich uns allen eine verantwortungsvolle Zeugenschaft
unter Gottes Segen!
AMEN

Diese Andacht ist konsequenterweise in alter Rechtschreibung verfaßt!

Wachet, steht im Glauben, seit mutig und seid stark. (1. Kor. 16,13)
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