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Thiede
Sankt Georg Kirche zu Thiede, Altarkreuz


Andacht April 2024

Der Monatsspruch für den April 2024 steht im 3. Kapitel des 1. Petrusbriefes, es ist der 15. Vers und er heißt: Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt. (1. Petrus 3,15). Im Frühling von Hoffnung erzählen fällt mir leicht.
Alles duftet nach Zukunft. Überall brechen Farben auf und das Grün der jungen Triebe berauscht die Augen. Leute sind wieder auf der Straße. Lachende Kinder lassen mich genauso aufhorchen wie das Summen der Bienen in der Forsythie. Das Leben bekommt eine neue Chance! Allerdings kommt das hoffnungsvolle Frühlingerwachsen selten ungetrübt um die Ecke. Wenn mich heute jemand fragt: „Wie hältst du‘s mit der Hoffnung?“, verweise ich dann auf den Frühling, wenn doch der Kontoauszug in der Brusttasche mir den Hals zuschnürt und meine Krankheit die Vogelstimmen übertönt? Genügt die Melodie der Amsel, wenn die Trauer meine Augen mit Grautönen übermalt? Da ist meine Angst vor dem Unfrieden in mir. Die Welt steht Kopf und hat keinen Blick für den Krokus vor dem Küchenfenster. Der Zorn über das Unrecht in meinem Leben wird nur kurz übermalt und geblendet von den Frühlingssonnenstrahlen! Wenn mich heute jemand fragt: „Wie hältst du‘s mit der Hoffnung?“, dann Muß ich zu meinem Innersten stehen. Das Wissen um Lebensbrüche und Ungereimtheiten ist ein enttäuschender Maßstab für die Hoffnung, die mich erfüllt. Und die Lebenshaltung, für die ich mich verantworte, wird allzu selten bestimmt von Gewißheit und Vertrauen. Vielleicht sage ich deshalb auf, was ich auswendig weiß. Vielleicht zitiere ich die schönen Worte, die Generationen von Christinnen und Christen mir weitergegeben haben. Worte voller Hoffnung und Gottvertrauen. Das wäre aufrecht und wahr. Die Hoffnung, die mich selbst erfüllt,
will aber leben. Lebendige Hoffnung erneuert sich ständig. Sie zehrt von Gewesenem, muß aber ein ums andere Mal übersetzt werden in meine Lebenswelt hinein.Von außen läßt sie sich inspirieren. Der Frühling ist mir eine große Hilfe. Aber ich bin sicher: Diejenigen, denen ich Rede und Antwort stehe, die fragen nicht, wenn wir gemeinsam unterm blühenden Apfelbaum stehen und spielende Kinder beobachten. Die fragen nicht, wenn ohnehin offensichtlich ist, wie viel Hoffnung das Leben in sich trägt. Die Frage nach der Hoffnung wendet sich an mein Inneres. Und dort muß sich bewähren, ob Hoffnung mehr ist als die jahreszeitliche Lebenslust wenn es wärmer wird, mehr als das verheißene Lebensglück mancher Werbetexte oder das Gefühl, das angeblich zuletzt stirbt. Die Hoffnung, die mich erfüllt, ist eine Lebenshaltung, die mir im Glauben geschenkt ist. Eine Gewißheit, die sich daraus speist, daß Gott seine Zusagen erfüllt und daß seine Liebe meine Wirklichkeit ist.
Im Frühling von Hoffnung erzählen fällt mir leicht. Die österliche Botschaft vom auferstandenen Christus stärkt mir dabei den Rücken und nährt meine Zuversicht. Im November gelänge es aber genauso, Rede und Antwort zu stehen über die Hoffnung, die mich erfüllt! Die Hoffnung, die ich in mir trage, erwächst nicht durch den äußeren Schein. Ganz bestimmt, sie wird dadurch bestätigt und bestärkt. Aber die Hoffnung trägt mich genauso in den schlechten und schweren Tagen meines Lebens, in denen ich rätsele, was Gott mit mir und mit der Welt vorhat. Vom Leuchten der Hoffnung sind wir Christinnen und Christen erfüllt.  Jeden Tag und jeden Tag neu!

(Diese Andacht ist konsequent in alter Rechtschreibung verfaßt)


Sankt Georg Kirche zu Thiede, Altarkreuz

Andacht Mai 2024

Ein Wort aus dem 1. Korintherbrief des Apostel Paulus begleitet uns durch den Monat. Er schreibt uns: Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich. (1. Kor. 6,12) Alles ist mir erlaubt, dieser Satz scheint in unserer Gesellschaft gerade Hochkonjunktur zu haben. Individualität ist ein hohes Gut in unserer westlichen Gesellschaft. Jeder Mensch hat das Recht auf die eigene Selbstverwirklichung. Jeder Mensch hat das Recht so zu leben, so zu sein, so zu glauben wie es ihm entspricht. Das entspricht der Würde jedes Einzelnen wie sie im Grundgesetz lange schon verankert ist. Alles ist mir erlaubt, aber…ein positiver Satz, der Freiheit verspricht, der jedoch schnell nach hinten losgehen kann, wären da nicht die beiden Nebensätze. Sie erinnern daran, daß es nicht gutgehen kann, wenn der einzelne Mensch nach eigenen Gutdünken handelt, ohne sich in ein höheres Ganzes eingebunden zu fühlen. Wenn die Frage nach dem Guten nicht gestellt wird. Wenn das, was der einzelne Mensch tut, nicht auch die anderen im Blick hat. Die Ausgewogenheit zwischen persönlicher Freiheit und der Freiheit des Gegenübers wird uns nicht in die Wiege gelegt. Sie muß von klein auf gelernt sein und immer wieder, in jeder neuen Situation, neu erprobt werden, denn jede neue Situation erfordert ein neues Ausloten. Wie schafft man es also, das richtige Gleichgewicht zu finden? Woher weiß man, daß die eigene Entscheidung dem Guten dient?
Die Reformpädagogin Maria Montessori tat alles, um Kindern die Möglichkeit zu geben, eigene und freie Entscheidungen treffen zu dürfen. „Alles ist erlaubt“, bedeutet für sie: Du entscheidest selbst, was du wann tun willst, mach ruhig Fehler, probiere dich aus. Bis heute stehen Kindern in Montessori-Einrichtungen Räume zur Verfügung, in denen sie aus verschiedensten Materialien, entsprechend ihrem Entwicklungsstand und ihren Wünschen, eigenständig auswählen können, Alles ist ihnen erlaubt. Ein grenzenloses Paradies also? Nein, denn ein Raum hat Grenzen. Und es sind genau diese Grenzen, die es ermöglichen, freie Entscheidungen treffen zu können. Sich innerhalb eines Rahmens bewegen, der das gemeinsame Miteinander klar regelt: Tu was du willst, aber störe die anderen dabei nicht. Nimm dir alles was du brauchst, aber räume es hinterher wieder zurück. Mach das, was du willst, aber laß auch die anderen ihre Sachen in ihrem Rhythmus tun. Keine Freiheit ohne Grenzen und Absprachen. Keine Freiheit ohne den Respekt vor der Freiheit des anderen. „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt“ sagte der Philosoph Immanuel Kant. Und der Dichter Matthias Claudius, dessen aufgegangenen Mond viele Menschen des Abends besingen, formuliert es so: „Die Freiheit besteht darin, daß man alles das tun kann, was einem anderen nicht schadet.“ Das ist keine einfache Aufgabe, denn immer wieder gerät man ganz automatisch an die Grenzen der anderen. Also besser Entscheidungen aus dem Weg gehen aus lauter Angst, es verkehrt zu machen? Daß das keine Lösung ist, hat Jesus vortrefflich vorgelebt. So vieles hat er getan, was Menschen zunächst vor den Kopf gestoßen und ihre Grenzen überschritten hat. Durch die Gegend ist er gezogen mit seiner Jüngerschaft, anstatt die Schreinerei seines Vaters zu übernehmen. Andere hat er angestiftet, ihre Familien zu verlassen, um mit ihm zu gehen. Am Sabbat hat er gearbeitet, die alten Schriften hat er neu interpretiert. Viele Freiheiten hat er sich genommen. Aber sie haben zum Guten gedient. Sie haben ihn nicht in einen Rausch geführt, der über ihn Macht hatte, sondern er hat sich in den Dienst Gottes gestellt. Er lädt uns dazu ein, daß auch wir uns in diesen Dienst stellen. Mit allem, was wir sind und haben, mit unserem Tun und Können, unseren Begabungen und unserer Freude an der eigenen Verwirklichung. Und auch mit unserem gelegentlichen Scheitern. Immer verbunden mit der Frage nach dem „Guten“: Wem dient das, was ich mir herausnehme? So beschließt Matthias Claudius sein bekanntes Abendlied mit dem Satz: Verschon’ uns, Gott mit Strafen, und laß uns ruhig schlafen, und unsern kranken Nachbarn auch. So soll es sein!
AMEN


Diese Andacht ist konsequenterweise in alter Rechtschreibung verfaßt!

Wachet, steht im Glauben, seit mutig und seid stark. (1. Kor. 16,13)
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