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Andacht Mai 2025Schlimmer kann es nicht kommen. Überschwemmungen raubten vielen Menschen in den vergangenen Jahren ihre Existenzgrundlage. Sturmtief „Boris“ verursachte schwere Zerstörungen und kostete unzählige Menschenleben. 2023 gilt bei Klimaforschern als „rekordverdächtiges Jahr“ mit den heftigsten Waldbrandperioden in Europa. In Amerika und anderen Ländern starben Menschen durch das Feuer. Und natürlich gab es, wie meistens, Kommentare im Internet, die eine Begründung für all das Leid lieferten: „Die Bösen werden durch das Feuer bestraft“, schreibt ein User, der sogar Cyprian von Karthago zitiert, der einst gewarnt hat: „Die Verdammten werden ewig in der Hölle brennen!“ In Jerusalem, zur Zeit des Propheten Joel, also im 6. oder 5. Jahrhundert vor Christus, muß etwas Ähnliches passiert sein. Auch hier ist von Feuer die Rede, das die Steppe und alle Bäume auf dem Feld vernichtete. Es ist ein angstmachender Spruch will uns durch den Monat Mai begleiten. Er lautet: Zu dir rufe ich, HERR; denn Feuer hat das Gras der Steppe gefressen, die Flammen haben alle Bäume auf dem Feld verbrannt. Auch die Tiere auf dem Feld schreien lechzend zu dir; denn die Bäche sind vertrocknet. (Joel 1,19-20)Damals litten Mensch und Tier litten unter der Katastrophe. An allen Ecken und Enden fehlte es an frischem Wasser, da sämtliche Bäche vertrocknet waren. Auch damals glaubten einige, daß es sich um eine Strafe Gottes handelte. Ihre Vorstellung: Wer Gottes Gebote nicht befolgt, dem drohen Leid und Vernichtung. Joel erinnerte in dieser Situation an Gottes Gericht, das wie eine Heuschreckenplage hereinbricht. Um das Schlimmste zu verhindern, sind Umkehr und Buße gefordert. Es ist richtig, im Blick auf Klimakatastrophen und Ausbeutung der Natur zur Umkehr aufzurufen. Der Mensch ist schon in der Schöpfungsgeschichte dazu aufgerufen, alles Geschaffene in Gottes Sinn zu verwalten und zu versorgen. Aber laut Joel ist er mit dieser Aufgabe nicht allein gelassen. Der Prophet kündigt einen „Tag des Herrn“ an, die Zeit der Rettung. Gott wird seinen Geist ausgießen, um die Gesellschaft von ihrer Geistlosigkeit zu befreien. Und Joel gibt drei Hinweise, wie beGEISTertes Handeln im Sinn Gottes aussieht.An erster Stelle betont der Prophet: Wer von Gottes Geist erfüllt ist, wagt zu träumen. In Träumen eröffnen sich Wege, die man zuvor noch gar nicht im Blick hatte. Träumen heißt die Fantasie zu Wort kommen lassen. Träume können zu Zielen werden, die unserem Handeln eine Richtung geben. Und es stimmt doch: Eine Gesellschaft und auch die Kirche erkrankt, wenn sie keine Träume hat und keine Ideen für die Zukunft entwickelt. Der Philosoph Ernst Bloch sprach einst vom „Vorwärtsträumen“, von Vorwegnahme des Ausstehenden und mahnte: „Es kommt darauf an, wieder das Hoffen zu lernen!“Als Zweites erinnert Joel an die Weissagungen der Bibel, an die Worte der Propheten, die immer wieder Gottes Barmherzigkeit und Liebe in den Mittelpunkt stellen. Gott will die Menschen retten und nicht vernichten, mit seinem Geist, der auch mit „Leben“ oder „Mut“ übersetzt werden kann. Luther hat es im Kleinen Katechismus so ausgelegt: Den Geist wirken zu lassen, heißt: Gott Herr sein zu lassen. Die Kraft zu Umkehr und Buße kommt nicht aus mir selbst. Der dritte Hinweis lautet: Nimm die Gegenwart Gottes im Hier und Jetzt wahr. Gott ist jederzeit in Kommunikation mit dir, du mußt nur hören und dich auf seine Gegenwart einlassen. Das kann im Lesen der Bibel geschehen oder im Gebet, auf jeden Fall in der Ruhe und Stille, in der täglichen Meditation. Joel erinnert uns daran, daß sich Gott zeigt, in Träumen, Ahnungen, Visionen, und das in einer Sprache, die gerade dich anspricht. Natürlich ist nicht jeder Traum gleich Wort Gottes, aber er führt mich näher zu meiner Innenseite, zu Verletzungen, aber auch Kraftquellen. Nicht jede Fantasie ist unmittelbare Vision Gottes, aber sie kann Elemente einer Zukunftsperspektive enthalten. Deshalb übe dich, immer wieder ein Gespür für Gott zu entwickeln, um in deiner Seelen berührt zu werden und Hoffnungen zu erwecken. Dann werden aus leblosem Wüstengras und vertrockneten Bächen Landschaften, die Leben lebenswert machen. Schöner kann es nicht kommen.AMENDiese Andacht ist konsequenterweise in alter Rechtschreibung verfaßt!
Andacht April 2025Ich habe eine Biographie über den Karikaturisten, Erich Ohser gelesen. Erich Ohser konnte seine Abneigung gegen das NSDAP-Regime auf Dauer nicht für sich behalten. Am 28. März 1944 wurden Erich Ohser und sein Freund Erich Knauf verhaftet; der Prozeß vor dem Volksgerichtshof sollte am 6. April 1944 von Roland Freisler eröffnet werden. Erich Ohser erhängte sich in der Nacht zuvor; Erich Knauf wurde verurteilt und im Mai hingerichtet.Die Biographie war so lebensecht, daß es mir manchmal vorkam, als würde Erich Ohse bei uns am Tisch sitzen. Es ist, als ob uns dieser Mensch, den ich nie persönlich kennenlernen konnte mit seinen Ängsten, Hoffnungen und Konflikten ganz vertraut wäre. Vielleicht weil mir nach der desaströsen Bundestagswahl viel daran gelegen ist zu warnen und Erich Ohser und seiner Person und Geschichte gerecht werden zu wollen. Ich versuche, mir auf diese Weise klar zu machen, was jene beiden aus der Geschichte des Lukas aus der der Monatsspruch stammt. empfunden haben. Der Monatsspruch im April 2025 fragt uns: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete? (Lukas 24,32). Zwei Jünger sind auf dem Weg nach Emmaus, womöglich sind sie Hals über Kopf aus Jerusalem davongelaufen. Ihnen lag etwas an Jesus, über dessen Tod und Sterben sie so maßlos entsetzt waren. Ein Ereignis, das Schlagzeilen gemacht hatte und über dem die Meinungen weit auseinandergingen. In einer seltsamen Koalition hatten die religiösen Führer des Volks und die Verantwortlichen der Besatzungsmacht einen aus der Welt geschafft, der beiden Seiten Probleme gemacht hatte. Sie konnten zur Tagesordnung übergehen. Anders die beiden in der Geschichte des Lukas. Sie waren mit ihm vertraut gewesen. Auch ihnen lag etwas daran, ihm und seiner Person und Geschichte gerecht zu werden. Was sollten sie denken und glauben? Waren er und seine Sache und sie mit ihm gescheitert?Es kam ihnen so vor, als stünden sie vor dem Nichts. Da gesellt sich ein Fremder zu ihnen, dem sie ihr Herz ausschütten. Und ohne daß es ihnen so recht bewußt ist, findet sich unter dem, was ihnen auf dem Herzen liegt, nicht nur die Enttäuschung und verzweifelte Trauer, sondern auch all das Andere, was ihnen am Herzen liegt. Sie merken, welche Bedeutung all das nach wie vor für sie hat. Und während sie erzählen, wird all das lebendig, was ihnen am Herzen liegt. Und dann, bei ihrer abendlichen Einkehr, sitzt er, der all dies bei ihnen angeregt, angestoßen hat, mit ihnen am Tisch. Im selben Augenblick läßt ihn der Erzähler Lukas vor ihren Augen verschwinden. Seine sichtbare Gegenwart ist nicht mehr erforderlich. Als sie noch geredet haben, war es ihnen noch nicht klar.Erst im Rückblick merken sie, worum es ging: Ihr Herz brannte. Sie durften wieder entdecken, wofür sie brennen. Warum braucht es dafür den Fremden? Weil so etwas nicht vom Himmel fällt. Es braucht ein Gegenüber, mit dem wir uns darüber austauschen, mit dem wir es teilen, damit die Bedeutung sichtbar werden kann, die es für uns hat. Lukas erzählt eine Beziehungsgeschichte.Es erfordert Vertrauen und Hingabe, wenn das zum Tragen kommen soll, wofür wir brennen. Vertrauen und Hingabe sind es, was Jesus gelebt und vermittelt hat und worin Christus Gestalt annimmt. In dieser Weise ist er für die Jünger gegenwärtig. Ich will mit dieser Nacherzählung nicht erklären, was Auferstehung ist. Aber ich bin überzeugt, daß diese Geschichte unsere Geschichte werden kann. Sie lädt dazu ein, daß in den widrigen Ereignissen nicht verloren geht, was uns am Herzen liegt und die Hoffnungen, die wir resigniert begraben, wieder Bedeutung bekommen. Vorausgesetzt, dies wäre uns ein Anliegen. In jedem Fall hätten wir dann den auf unserer Seite, der sich durch Vertrauen und Hingabe unter uns erweist. In der Begegnung mit ihm und im Teilen dessen, was uns bewegt, kann Veränderung geschehen und Hoffnung Früchte tragen.Diese Andacht ist konsequenterweise in alter Rechtschreibung verfaßt.